SPD Ortsverein Bühl

Soziale Politik für Bühl

„Wir dürfen die Lebensgrundlage in unserer Stadt nicht verspielen!“

Veröffentlicht am 12.02.2024 in Aktuelles

Mammutbaum im Stadtgebiet von Bühl

Bäume - Bestandssituation und Zukunftsperspektiven
Beate Kahles im Expertengespräch bei der SPD Bühl

„Jeder Atemzug ging ein Mal durch ein Blatt.“ Beate Kahles, Mitarbeiterin des Bereichs Klima-Umwelt-Grün bei der Stadt Bühl machte gleich zu Beginn der Veranstaltung der SPD Bühl klar, dass es eine Überlebensfrage ist, wie wir mit unserem Stadtgrün umgehen. Als stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsvereins begrüßte Stefanie Stedry die „echte Expertin in allen Fragen rund um Stadtbäume“ vor einem vollen Haus.

Kahles bilanzierte zur Lage der Bäume in Bühl: „Viele Bäume kämpfen um´s blanke Überleben und viele haben diesen Kampf bereits verloren.“ So starb ein großer Mammutbaum binnen eines Jahres, viele Bäume stehen in völlig unzureichenden Pflanzlöchern, viele geraten in regelmäßigen Wasser- und Hitzestress. Der Klimawandel schlägt dabei brutal zu – nicht nur aber eben auch in Bühl. Die Stadt versuche, durch die Anpflanzung verschiedener Baumarten und das Anlegen besserer Pflanzgruben gegenzuhalten: „Hier rettet uns nur Vielfalt: wir müssen ganz einfach testen, welche Baumart es packt. Und wenn die eine es nicht schafft, dann vielleicht die anderen.“ Kahles schaut dabei auf jeden einzelnen Baum. Sehr bewährt hat sich das seitens der Stadt angelegte Grünflächenkataster, es bildet die Grundlage für ausgeklügelte Pflegekonzepte und erlaubt es, Brennpunkte zu erkennen und Schwerpunkte zu setzen.

Die Kettensäge ist dabei die absolut letzte Lösung. Kahles betonte: „Nehmen wir einen Baum, der 60 Jahre gelebt, Sauerstoff produziert, CO2 gespeichert und Schatten gespendet hat – gefällt ist er in 5 Minuten.“ Und das kann notwendig werden durch schlichte menschliche Rücksichtslosigkeit. Kahles zeigte gruselige Beispiele von Rinden- und Stammverletzungen aufgrund von Parkunfällen, von Zerstörungen in Wurzelbereich bei Bauarbeiten, selbst blanker Vandalismus gegen Bäume ist in Bühl ein Problem.

Die Stadt versucht mit Baumpflanzungen aktiv dagegen zu halten. Doch während 147 Bäume zwischen 2020 und 2023 gefällt werden mussten, konnten nur 99 Bäume neu gepflanzt werden. Nur 30 waren echter Ersatz für gefällte Bäume. Nachpflanzungen an „Altstandorten“ bedeuten immer einen erhöhten Aufwand, denn der Vorgängerbaum ging aufgrund der dortigen suboptimalen Standortbedingungen ein – und diese sind meist schwer zu ändern.

Man wählt unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten stadtklimafeste Baumarten und versucht, den Standort durch z.B. einen größtmöglichen Wurzelraum und Düngungen zu optimieren. Als Unterpflanzung ergänzen Wiesen, Stauden oder Bodendecker, die zur Biodiversität in der Stadt beitragen, das Bild. Das Ergebnis ist unter anderem in der Gartenstraße, bei den Pflanzungen im Wasserbett und in den Bußmatten zu sehen. „Jetzt wäre es schön, wenn sich Anwohner bereitfänden, eine freiwillige Baumpatenschaft zu übernehmen. Insbesondere beim Gießen im Sommer können große Effekte erzielt werden. Jede Gießkanne zählt!“ so die Baumexpertin.

Die Eckdaten von 2022 zur Bewässerung seitens der Stadt sind beeindruckend: ca. 240 Stk. Wassersäcke an schwierigen Standorten haben einen Wasserverbrauch von 15.000l pro Woche. Dazu kommen 80.000l pro Monat für weitere Einzelbäume. „Dieses Wasser geben die Bäume uns durch Verdunstungskühle und Schatten mehr als zurück, großkronige Bäume sind für ein angenehmes oder zumindest erträgliches Stadtklima unverzichtbar“ ergänzte Stadträtin Barbara Becker. Kahles unterfütterte die These mit Daten: In der Stadt Wien wurden in baumlosen Bereichen Werte zwischen 47 und über 60 °C gemessen, in von Bäumen beschatteten Gegenden waren es dagegen 26 bis 35 °C.

Dagmar Gall-Neff erkundigte sich nach der Personaldecke bei der Stadt: „Das sind ja sehr aufwändige und vielfältige Arbeiten, gibt es Probleme, qualifizierte Mitarbeiter zu finden?“ Kahles erklärte, man habe sehr gut geschulte und einsatzfreudige Spezialisten, die jedoch Verstärkung gut gebrauchen könnten. Nach dem Verbleib des Holzes gefällter Bäume erkundigte sich Martin Krauth. Kahles betonte, dass man dies in der Regel dem Unternehmen überlasse, das die Fällung vornehme. Häufig allerdings sei es kaum verwendbar, da die Bäume eben schwer krank waren, sonst hätte man sie nicht gefällt. Eingehender erkundigten sich Gäste der SPD nach dem Zustand der Ahornbäume im Kirchgassgraben und Kahles stimmte zu, dieses Problem baldmöglichst angehen zu wollen. Die anwesenden SPD Stadträte Gretz, Becker und Nagel versprachen, ein Auge darauf zu haben…
 
Die SPD Bühl unterstützt das „Zukunftskonzept“ der Stadt Bühl auf ganzer Linie:
Das Stadtgrün muss im Sinne der doppelten Stadtentwicklung dem Grau der Bausubstanz in der Bedeutung gleichgestellt werden. Es ist mit derselben Priorität wie alle anderen Klimathemen (wie z.B. Photovoltaik, Niederspannungsleitungen und Nahwärmeversorgung) zu behandeln.
Nur so wird Bühl eine lebenswerte und liebenswerte Stadt sein und bleiben.

// Bühl, im Januar 2024